TMA-Stammtisch Rhein/Ruhr, 13. Mai 2014

-

Too Knit to Fail

Liebe Mitglieder und Interessierte,


Banken schöpfen Geld, erinnern wir uns an geldtheoretische Seminare zurück; eine komplizierte Angelegenheit, bemerkt spätestens, wer seinen neugierig auf einen Geldschein starrenden Kindern die Geldwerdung und das erste Sparbuch zu erklären versucht. Die gewaltigen Hebelkräfte, die dieser Funktion der Geschäftsbanken immanent sind, führten 2007 wohl dazu, dass sich selbst hochkarätige Regierungsvertreter nichts anderes trauten, als eine im späteren Vergleich nachgerade winzige Bank namens IKB ohne nennenswertes Einlagengeschäft mit verlorenen Steuermilliarden am Leben zu erhalten und damit ihre – durchaus risikotragfähigen – Geldgeber zu sanieren. Als es dann ein Jahr später richtig knallte, soll den verzweifelt im Auge des Sturms stehenden Wall-Street-Rettern von Fed & Co. auf die erstaunte Frage, wer denn eigentlich diese ganzen Hypothekenramschpapiere gekauft habe, geantwortet worden sein: „Stupid Germans in Düsseldorf“1.
 
Seither stehen „Omega 55“, „Ormond Quay“, „Hypo Alpe“ und „Rhineland Funding“ für die Himmelsrichtungen besonders beschränkter Horizonte und weltweit kommt ein Wettlauf darüber zum vorläufigen Ende, wie zukünftig der Staatssäckel vor dem Bail Out bewahrt werden kann, ohne aber Mutter Hermines Giral-Sparstrumpf versehentlich zum Bail In heranzuziehen.
 
Dass es nicht die schiere Größe einer Bank ist, die ihr systemisches Risiko begründet, sondern vielmehr ihre Vernetzung in der Finanzwirtschaft, haben inzwischen die deutschen Ökonomen Schnabel und Barth in einem beachteten wissenschaftlichen Artikel beschrieben2, was die Angelegenheit umso schwieriger macht. Unser ehemaliger Referent (Jahrestagung 2009) Prof. Dr. Jan-Pieter Krahnen hat jedenfalls als Mitglied der Liikanen-Kommission das seinige getan, um die richtigen Handlungsanweisungen an die EU zu geben.
 
Umso mehr freut es mich, dieses Mal den Inside-View eines Bankenpraktikers anzukündigen und der spannenden Frage nachzugehen, ob sich eine Bank eigentlich auch restrukturieren und nicht nur – auf wessen Kosten auch immer beerdigen lässt. Anlässlich unserer nächsten Veranstaltung wird uns der sturmerprobte Banker
 
Dr. Axel Wieandt, Vorsitzender des Vorstands der VALOVIS BANK
 
zum Thema:
 
Restrukturierung von Banken – Beobachtungen und Erfahrungen
 
berichten und lädt zur Diskussion ein. Gemeinsam sind wir der Meinung, dass das Banken-Restrukturierungsgesetz zwar gut gemeint, aber aus der Hüfte geschossen war und – jedenfalls hinsichtlich des Teils Reorganisation – ein schönes Sanierungsverfahren für Unternehmen (als das es, wie zu hören ist, auch konzipiert war) abgeben würde, den besonderen Anforderungen an eine Bank aber nicht genügen kann.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen.

Mit den besten Grüßen

Dr. Frank Nikolaus
 
 
Der Referent:

Dr. Axel Wieandt ist Vorsitzender des Vorstands der Valovis Bank AG.
Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU) in Koblenz und promovierte zum Dr. rer. pol.
An der Kellogg Graduate School of Management in Evanston (IL/USA) belegte er den Master of Management (MBA).
Seine berufliche Laufbahn begann Axel Wieandt 1993 bei McKinsey in Düsseldorf und Boston, zuletzt als Senior Engagement Manager, 1997 wechselte er zu Morgan Stanley/London, Senior Associate, 1998 zur Deutsche Bank-Gruppe, in der er verschiedene Managementfunktionen hatte, zuletzt Head of Corporate Development (Konzernstrategie, M&A) und Head of Corporate Investments (Konzernbeteiligungen). 2008 war er Vorsitzender des Vorstands der Hypo Real Estate Gruppe (HRE), 2010 Managing Director, Integration Management, der Deutsche Bank-Gruppe. Er wurde 2011 Managing Director des Investment Bankings der Credit Suisse Securities (Europe) und ist seit Oktober 2012 Vorsitzender des Vorstands der Valovis Bank AG.
Axel Wieandt ist Mitglied im Beirat der Aquila Capital GmbH in Hamburg und der auxmoney GmbH in Düsseldorf. Er ist Mitglied in den Kuratorien der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer und der Gesellschaft für Kapitalmarktforschung e.V. in Frankfurt.
 
 
Anmerkungen:
1 So behauptet es zumindest Michael Lewis in seinem – eher germanophoben – Artikel „It’s the Economy, Dummkopf“  in der  September Ausgabe der Vanity Fair 2011. Als spannende Lektüre zum Komplex der Gewinner und Verlierer empfiehlt sich zudem „Too Big To Fail, The Inside Story of How Wall Street and Washington Fought to Save the FinancialSystem--and Themselves“ von Andrew Ross Sorkin
2Andreas Barth und Isabel Schnabel, “Why banks are not too big to fail – evidence from the CDS market” in Economic Policy 2013, Vol 28,  Issue 74, p 335 ff., kommen zu dem Schluß, dass Banken nicht too big to fail, sondern too systemic too fail, aber auch too big to save seien.

Anwesenheitsliste

  Hartwig Albers GOERG
  Frank Berg I-ADVISE AG
  Gerd Biebinger Wellensiek Rechtsanwälte
Dr. Michael Burkert Wellensiek Rechtsanwälte
  Winfried Carli Shearman & Sterling LLP
  Christoph Deinhard Beyond-Management GmbH
Dr. Matthias Dhom American Appraisal
Dr. Hans Peter Döhmen döhmen consulting gmbh
Dr. Christoph Enders  
  Lars Erdmann PwC
  Stefan Feinendegen IsoPart GmbH
  Susanne Foecker AUTACO GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
  Jan Giessler ConLead Performance Manager
  Petra Heidenfelder Schneider, Geiwitz & Partner, Frankfurt
  Elmar Hiltner Warth&Klein Grant Thornton
  Antonie Jäger National-Bank AG
Dr. Michael Jaxy  
  Timo Klees KPMG AG
Dr. Alfred Kossmann Shearman & Sterling LLP
  Christian Krause Aderhold Unternehmensberatung GmbH
  Christian Krause Brinkmann & Partner
  I. Kromer Deutsches Krankenhausinstitut
Dr. Oliver Kronat Clifford Chance
  Andreas Lehmann Squire Sanders
  Michael Mekelburger IndustrieWert GmbH
  Jens Nawrath Leonardo & Co.
  Brigitte Nießen care4change
Dr. Frank Nikolaus Nikolaus & Co.
Dr. Christian Reichmann Hogan Lovells International LLP
  Michael Rüther Hämmerle GmbH & Co. KG
Dr. Stefan Sax Clifford Chance
  Felix Schaefer CMS Hasche Sigle
  Dirk von Manikowsky HERING SCHUPPENER Consulting
  Jörg Weidenfeld Sandton Capital Partners
  Rolf Weidmann GÖRG Insolvenzverwalter GbR
  Tobias E. Weissflog Emergon Capital Partners GmbH
  Thomas Welte AUTACO GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Dr. Axel Wieandt VALOVIS BANK
Dr. Herbert Wiehe CMS Hasche Sigle
Dr. Ulrich Wlecke Rheinische Beteiligungsgesellschaft mbH